Auto/Motor
Volkswagen-Markenchef glaubt an schweren Imageschaden
"Nicht zuletzt, weil diese schwierige Situation schon so lange andauert." Allerdings habe die Marke "viel Substanz", und es gelinge "den meisten Unternehmen, in solchen Krisen den Reputationsverlust nach 12 bis 18 Monaten zu überwinden". Er verstehe aber "die Enttäuschung vieler Kunden". Die Milliardenbelastungen, die wegen der Dieselaffäre auf den Konzern zukommen, blieben nicht ohne Folgen. "Wir müssen sehr hart arbeiten, um die hohen Kosten zu tragen", so Diess. Jedoch sei "das Unternehmen in der Substanz sehr solide". Es gehe nun nicht darum, Stellen zu streichen, sondern neue Schwerpunkte im Unternehmen zu setzen. Der Umbau des Unternehmens werde "etwa zwei Fahrzeuggenerationen dauern", sagt Dies voraus. In der Branche werden für eine Fahrzeuggeneration etwa sieben Jahre gerechnet. "Das erlaubt uns, einen Wandel über Altersteilzeit und normale Fluktuation hinzubekommen. Aber: Wir müssen effizienter werden, sonst können wir uns den Wandel gar nicht leisten." Nun gehe es darum, festzulegen, "wo man in Zukunft investiert und wo nicht, wo bauen wir ab, wo bauen wir im Gegenzug auf. Wir brauchen mehr IT-Ingenieure, auch die Batterietechnologie wird immer wichtiger", so Diess. Daher sei VW gut beraten, sich in den nächsten Jahren auch im Bereich der für Elektroautos wichtigen Lithium-Ionen-Batterien zu engagieren. "Damit müssen wir uns genau befassen, denn die Batterie wird 30 bis 50 Prozent des Fahrzeugwerts ausmachen", sagte der Manager. "Ob man alles selbst machen muss, ist eine andere Frage." Diess arbeitet derzeit mit dem VW-Betriebsratsvorsitzenden Bernd Osterloh an einem so genannten "Zukunftsplan" für die Marke VW. Osterloh gilt als durchsetzungsstarker Verhandlungspartner. Auf die Frage, ob es für ihn früher in München nicht komfortabler gewesen sei, sagte der langjährige BMW-Vorstand Diess, der erst vor einem Jahr nach Wolfsburg kam: "Komfortabel gehört nicht zu meinen Lieblingsvokabeln, weder in Süd- noch in Norddeutschland. VW hat - auch historisch bedingt - eine eigene Mitbestimmungskultur. Und wir haben einen Betriebsratschef, der das Unternehmen prägt, der auch viel bewirkt hat im Unternehmen." Auch Osterloh habe ein "großes Interesse" daran, das Unternehmen "zukunftsfest zu machen". Dass die Staatsanwaltschaft Braunschweig in der Abgasaffäre Ermittlungen gegen ihn eingeleitet hat, habe ihn "völlig überrascht". Er habe "erstmals durch eine Presseanfrage" davon erfahren und sei "davon überzeugt, dass ich mich zu jeder Zeit richtig verhalten habe". An Rücktritt habe er nie gedacht. "Das steht für mich nicht zur Debatte."
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