Auto/Motor
Studie: Autokonzerne schummeln bei Angaben zum Spritverbrauch
GDN -
Der reale Spritverbrauch von Neuwagen liegt oft deutlich höher als von den Fahrzeugherstellern angegeben: Um durchschnittlich 39 Prozent weichen die tatsächlichen Verbrauchswerte von den Zahlen der Autokonzerne ab. Das geht aus einer Studie des "International Council on Clean Transportation" (ICCT) hervor, über welche die Zeitungen des "Redaktionsnetzwerks Deutschland" in ihren Freitagsausgaben berichten.
Die Mehrausgaben für Sprit betragen demnach für einen durchschnittlichen Autofahrer rund 400 Euro pro Jahr. Die Daten wurden 2017 für mehr als 1,3 Millionen Fahrzeuge in acht europäischen Ländern erhoben. Demnach hat sich die Abweichung seit 2001 nahezu verfünffacht. Damals hatte die Differenz zwischen offiziellem und realem Spritverbrauch bei durchschnittlich acht Prozent gelegen. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Abweichung nur leicht um einen Prozentpunkt. "Die Autokonzerne fürchten Wettbewerbsnachteile, wenn sie ehrliche Angaben zum Kraftstoffverbrauch machen", sagte Peter Mock, ICCT-Direktor in Europa, dem RND. Die Hersteller nutzten viele kleine Tricks, um den Spritverbrauch bei den Messungen niedriger aussehen zu lassen. "Reifen werden extrem aufgepumpt. Das Profil wird abgeschabt, das Gummi im Ofen gehärtet. Die Klimaanlage wird ausgebaut, das Radio ausgestellt." Der Kraftstoffverbrauch von Pkw wird unter einheitlichen Bedingungen in Testlabors ermittelt. Seit September 2018 gilt für alle neuen Fahrzeuge ein verschärftes Testverfahren, der Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure (WLTP). "Das ICCT rechnet ab 2019 mit offiziellen Angaben der Hersteller, die um zehn bis 15 Prozent höher liegen als zurzeit – also realistischer sind", sagte Mock. Das ICCT hatte 2015 mit eigenen Untersuchungen den Diesel-Skandal aufgedeckt. Mock forderte die EU-Kommission auf, Strafen gegen Hersteller zu verhängen, die sich durch unrealistisch niedrige Angaben zum Verbrauch einen Vorteil verschaffen wollen: "Nur so kann es gelingen, die Abweichung zwischen offiziellen und realen Werten in den kommenden Jahren endlich wieder deutlich abzusenken."
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