Auto/Motor
Autonomes Fahren: Autoindustrie will an die Weltspitze
GDN -
Die deutsche Automobilindustrie will bei der Entwicklung von autonom fahrenden Autos den Rückstand gegenüber den US-Hightechkonzernen aufholen und eine führende Rolle spielen. Man müsse zugeben, dass zum Beispiel die Google-Tochter Waymo im Bereich fahrerlose Fahrzeuge ein bis zwei Jahre vorne liege, sagte Volkswagenchef Herbert Diess der "Welt am Sonntag".
"Doch wir sind entschlossen aufzuholen. Das Spiel ist noch nicht verloren", sagte Diess bei einem Treffen hochrangiger Branchenvertreter zur Künstlichen Intelligenz (KI) in Berlin. "Viel hängt auch von den Regulierern ab", so Diess. Die Entwicklung von Fahrzeugen wie Robotaxis werde dennoch eng mit den Regulierern vorangetrieben, sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche. "Was wir nicht wollen, ist eine Regierung, die der Industrie völlig freie Hand lässt, die einfach alles durchwinkt", so Zetsche weiter. Sonst würde die neue Technologie von den Menschen nicht akzeptiert. "Wir müssen also ganz besonders vorsichtig sein mit dem, was wir tun und wie wir es tun. Sonst zerstören wir von Anfang das Vertrauen in diese neue Technologie. Wenn wir zu forsch vorgehen, werden wir scheitern", sagte Zetsche. Autonome Autos werden sich allerdings nicht so schnell durchsetzen, wie gedacht, sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) auf dem KI-Gipfel. "Ich bin jedenfalls sicher, dass das komplett fahrerlose Fahren kommt. Vielleicht etwas später, als wir vor zwei, drei Jahren dachten", so Altmaier. "Aber wenn es so weit ist, wird es alles verändern, das gesamte Umfeld von Fahrzeugen und den Autofahrern. Und das innerhalb von vier oder fünf Jahren." Autonom fahrende Autos werden sich nach Meinung von Diess und Zetsche schrittweise durchsetzen. "Wir werden damit zunächst in bestimmten Bereichen anfangen. Zum Beispiel auf Autobahnen oder bei Lieferverkehren mit Nutzfahrzeugen", kündigte der Daimler-Chef an. "Dann kommen die Robotaxis, die bei Bedarf bestellt werden können und schon keinen menschlichen Fahrer mehr haben." Die Technik, die die Fahrzeuge steuere, müsse absolut verlässlich und mit dem entsprechenden Aufwand entwickelt und getestet sein, sagte VW-Chef Diess der "Welt am Sonntag". "Wir haben rund 3.200 Verkehrstote in Deutschland pro Jahr. 320 Tote durch autonom fahrende Autos wären immer noch eine Katastrophe. Die Roboterautos müssen 100- bis 1000-mal besser sein als der Mensch. Und da wird es dann technisch richtig kompliziert", so Diess weiter. Die Chefs der Autokonzerne meldeten den Anspruch an, bei der Entwicklung der Technologien und IT-Systeme, die die autonomen Fahrzeuge steuern, maßgeblich beteiligt sein zu wollen und sich nicht auf Zulieferer zu verlassen. "Bei den Systemen, die wir für den Betrieb autonomer Autos brauchen, also der Software, mit der das Fahrzeug beispielsweise Daten hochlädt, ist es für uns unerlässlich, dass wir eine zentrale Rolle spielen", sagte Diess. "Das ist das Gehirn eines autonomen Autos, das müssen unsere eigenen Systeme sein. Und ich glaube, dass wir dabei eine echte Chance haben." Altmaier zeigte sich optimistisch, dass die deutsche Autoindustrie bei Robofahrzeugen eine führende Rolle spielen könne. "Die deutsche Automobilindustrie ist absolut stark darin, hochwertige Fahrzeuge zu entwickeln, zu bauen und zu verkaufen. Dieses Wissen kann den einen oder anderen Rückstand ausgleichen, den wir bei der Entwicklung von digitalen Plattformen haben", so der Wirtschaftsminister. Er kritisierte die Autobauer allerdings auch mit Blick auf das Engagement bei Zukunftstechnologien: "Ich frage mich wirklich, wann Sie, Herr Zetsche, oder Sie, Herr Diess, oder Herr Krüger von BMW in der Lage sein werden, ein Elektroauto zu bauen, das nur halb so sexy ist wie ein Tesla. Was die Attraktivität ihrer E-Autos betrifft, könnten Sie tatsächlich noch einige frische Ideen einbringen."
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